Wasserwerk Murrtal

Frisches Trinkwasser für den nördlichen Rems-Murr-Kreis
Seit August 2020 produziert das Wasserwerk Murrtal zuverlässig Trinkwasser nach modernsten technischen und ökologischen Maßgaben .
Filterhalle mit Enthärtungsanlage und Aktivkohlebehälter
Filterhalle mit Enthärtungsanlage und Aktivkohlebehälter
Filterhalle mit Enthärtungsanlage und Aktivkohlebehälter
In der neugebauten Anlage bei Burgstetten-Erbstetten (Rems-Murr-Kreis) wird aktuell das Rohwasser aus acht Brunnen und sieben Quellen der Gemeinden Aspach, Burgstetten und Leutenbach im Wasserwerk Murrtal aufbereitet und die Wasserhärte reduziert. Mit fortschreitendem Leitungsbau im nördlichen Rems-Murr-Kreis und der Anbindung der Wasservorkommen in Allmersbach im Tal, Backnang und Oppenweiler an das Wasserwerk, wird sich die Anzahl an Wasserfassungen auf ca. 60 Stück erhöhen.

Im Wasserwerk Murrtal kommt zur effektiven Entfernung von natürlichen Trübstoffen, Mikroplastik und Krankheitserregern eine Ultrafiltrationsanlage zum Einsatz, deren poröse Membranen in der Lage sind, sämtliche Teilchen größer als 0,01 μm (= 0,00001 mm) herauszufiltern. Die Poren der Membranen sind somit 7.000-mal feiner als ein menschliches Haar. Um zu vermeiden, dass im Fall einer schadhaften Ultrafiltrationsmembran Mikroorganismen ins Reinwasser gelangen können, ist als zusätzliche Sicherheitsstufe eine UV-Desinfektionsanlage im Wasserwerk installiert. Auf die Dosierung von Chlor kann deshalb verzichtet werden.
Broschüre Wasserwerk Murrtal (2022) - PDF zum Download
Broschüre Wasserwerk Murrtal (2022) - PDF zum Download
Wie bei anderen NOW-Wasserwerken führten technische und wirtschaftliche Aspekte zur Auswahl des CARIX-Verfahrens zur Wasserenthärtung, welches ein größeres Gebäude erfordert, dafür aber umweltfreundlicher und wirtschaftlicher als andere Varianten ist.

Um auf die zunehmende Belastung des Rohwassers durch Spurenstoffe, z. B. Rückstände von Pflanzenschutzmitteln oder Medikamenten vorbereitet zu sein, wurde das Wasserwerk Murrtal vorsorglich mit einer Aktivkohlefiltration ausgestattet. Durch die Berücksichtigung des Aktivkohlefilters beim Bau des Wasserwerks können langfristig Finanzmittel eingespart werden, da der nachträgliche Einbau einer Aktivkohlefiltration deutlich teurer und mit einem hohen Betriebsaufwand verbunden wäre.
Messwand im Wasserwerk Murrtal
Messwand im Wasserwerk Murrtal
Messwand im Wasserwerk Murrtal
Photovoltaikanlage auf dem Dach des Wasserwerks Murrtal
Photovoltaikanlage auf dem Dach des Wasserwerks Murrtal
Photovoltaikanlage auf dem Dach des Wasserwerks Murrtal
Mischkammer
Mischkammer
Mischkammer

 Auf einen Blick:

 
Inbetriebnahme: August 2020
Brunnen und Quellen: ca. 60 Stück*
Aufbereitungsmenge: ca. 90 l/s Rohwasser*
Trinkwasserproduktion: ca. 80 l/s (= ca. 6,9 Mio. Liter je Tag)*
Aufbereitungsschritte: 5 (inkl. Enthärtung)
Reduzierung der Wasserhärte: von ca. 25 °dH auf 13-14 °dH
*nach Fertigstellung des Leitungsbaus (voraussichtlich Ende 2024).
Die technische Konzeption des Wasserwerks Murrtal basiert auf den zuvor fertiggestellten NOW-Wasserwerken in Weikersheim-Bronn, Niedernhall und Bad Mergentheim. Die Planung und Bauleitung wurde weitgehend durch die eigene Ingenieurabteilung der NOW abgedeckt.

Die Kammern des Wasserwerks fassen insgesamt 1.000 m³ Rohwasser, 450 m³ Prozess- und Spülwasser sowie 3.000 m³ Reinwasser. Das Wasserwerk ist mit einem Notstromaggregat mit 700 kVA Leistung ausgerüstet.

Bereits in der Planungsphase wurde auf einen energiesparenden Betrieb des Wasserwerks großen Wert gelegt. Eine Photovoltaikanlage auf dem Gebäude (Leistung: 99 kWpeak) sowie eine Turbine in der Eluat-Leitung (Leistung: 8,5 kW) produzieren umweltfreundlich Energie.

Wie alle von der NOW neu errichteten Wasserwerke verfügt das Wasserwerk Murrtal über einen sehr hohen IT-Standard und Automatisierungsgrad, welcher einen personallosen/vollautomatisierten Betrieb ermöglicht. Von der NOW-Leitstelle in Crailsheim aus kann das Wasserwerk rund um die Uhr überwacht und ferngesteuert sowie dessen Betriebsdaten ausgewertet werden.

Wasseraufbereitung

Die Aufbereitung des Rohwassers zu Trinkwasser mit reduzierter Wasserhärte erfolgt im Wasserwerk Murrtal in folgenden Schritten:
Ultrafiltrationsanlage
Ultrafiltrationsanlage
SCHRITT 1:

Trübstoffentfernung


Das unbehandelte Wasser wird aus den beiden Rohwasserkammern in die Ultrafiltrationsanlage geleitet. Dabei werden ungelöste Teilchen (Partikel) und Krankheitserreger (Bakterien und Viren) durch eine poröse Membran wie bei einem Sieb zu 100 Prozent herausgefiltert. Die Membran hält alle Stoffe größer als 0,01 µm (= 0,00001 mm) zurück.
Behälter mit Aktivkohle
Behälter mit Aktivkohle
SCHRITT 2:

Spurenstoffentfernung


Der Aktivkohlefilter beseitigt evtl. vorhandene Spurenstoffe wie z.B. Rückstände von Pflanzenschutzmitteln oder Medikamenten sowie Geruchs- und Geschmacksstoffe. Aktivkohle ist ein natürliches Produkt, an deren feinporösen Oberfläche die Spurenstoffe zuverlässig haften bleiben.
CARIX-Anlage zur Reduzierung der Wasserhärte
CARIX-Anlage zur Reduzierung der Wasserhärte
SCHRITT 3:

Reduzierung der Wasserhärte


Im Wasserwerk ist zur (Teil-)Entfernung der Härtebildner Calcium und Magnesium aus dem Rohwasser sowie zur Reduzierung von Nitrat, Sulfat und Chlorid eine Ionenaustauschanlage installiert. Die Wasserhärte wird von durchschnittlich ca. 25 °dH (Härtebereich hart) auf 13-14 °dH (Härtebereich mittel) reduziert.
Riesler-Behälter
Riesler-Behälter
SCHRITT 4:

Entsäuerung


In den nachgeschalteten Riesler-Behältern wird das Trinkwasser anschließend belüftet. Dadurch wird die überschüssige Kohlensäure, die sich während der Enthärtung im Wasser ansammelt, entfernt (mechanische Entsäuerung).
UV-Desinfektionsanlage
UV-Desinfektionsanlage
SCHRITT 5:

UV-Desinfektion


Um zu vermeiden, dass im Fall einer schadhaften Ultrafiltrations­membran Mikroorganismen ins Reinwasser gelangen können, ist als zusätzliche Sicherheitsstufe eine UV-Desinfektionsanlage installiert. Auf die Dosierung von Chlor im Normalbetrieb kann deshalb verzichtet werden.
Messgröße / ParameterEinheitlfd. Nr.Grenzwert TrinkwVAnalysewert
Mikrobiologische Parameter, Anlage 1 - Teil 1
Escherichia coli Anz./100 mL100
EnterokokkenAnz./100 mL200
Chemische Parameter, Anlage 2 - Teil 1
Acrylamid mg/L10,0001n.e.
Benzolmg/L20,001< 0,00010
Bormg/L310,03
Bromatmg/L40,01< 0,003
Chrommg/L50,05< 0,00050
Cyanidmg/L60,05< 0,0050
1,2-Dichlorethanmg/L70,003< 0,0005
Fluoridmg/L81,50,23
Nitratmg/L95018,5
Pflanzenschutzmittel und Biozidprodukte
je Einzelsubstanz mg/L100,0001< 0,00003
Summe Einzelsubstanzenmg/L110,0005n.n.
Quecksilbermg/L120,001< 0,0001
Selenmg/L130,01< 0,0005
Tetrachlorethen + Trichlorethenmg/L140,01< 0,0002
Uranmg/L150,010,00018
Chemische Parameter, Anlage 2 - Teil 2
Antimonmg/L10,005< 0,0005
Arsenmg/L20,01< 0,001
Benzo-(a)-pyrenmg/L30,00001< 0,000002
Bleimg/L40,01< 0,001
Cadmiummg/L50,003< 0,0003
Epichlorhydrin mg/L60,0001n.e.
Kupfermg/L72< 0,005
Nickelmg/L80,02< 0,002
Nitritmg/L90,5< 0,050
Polycycl. arom. Kohlenwasserstoffe mg/L100,0001< 0,000002
Trihalogenmethane mg/L110,05< 0,0003
Vinylchlorid mg/L120,0005< 0,0001
Indikatorparameter, Anlage 3/3A - Teil 1
Aluminiummg/L10,2< 0,02
Ammoniummg/L20,5< 0,01
Chloridmg/L325027,3
Clostridium perfringens (einschl. Sporen)Anz./100 mL400
Coliforme BakterienAnz./100 mL500
Eisenmg/L60,2< 0,005
Färbung (SAK 436 nm)1/m70,5< 0,10
GeruchTON83 bei 23°C1
Geschmack-9-neutral
Koloniezahl bei 22 °CAnzahl/mL1020/mL0
Koloniezahl bei 36 °CAnzahl/mL11100/mL0
Elektrische Leitfähigkeit (25 °C)µS/cm122790499
Manganmg/L130,05< 0,005
Natriummg/L1420011,7
Organisch geb. Kohlenstoff (TOC)mg/L15-< 0,5
Oxidierbarkeitmg/L O2165,0
Sulfatmg/L1725026,2
TrübungFNU181< 0,05
pH-Wert-196,5 u. 9,57,59
Calcitlösekapazitätmg/L205-4,7
TritiumBq/L2100n.d.
GesamtrichtdosismSv/Jahr30,1n.d.
Weitere Parameter (Wasch- und Reinigungsmittelgesetz)
Säurekapazität bis pH 4,3mol/m33,75
Carbonathärte°dH10,5
Calciummg/L64,1
Magnesiummg/L18,7
Kaliummg/L1,9
Summe Erdalkalienmol/m32,37
Gesamthärte°dH13,3
Härtebereich-mittel (2)

Versorgungskonzept

Vertreter der beteiligten Kommunen und NOW
Vertreter der beteiligten Kommunen und NOW
Das neue Wasserwerk Murrtal ist zentraler Bestandteil der Versorgungskonzeption für den nördlichen Rems-Murr-Kreis, in dem das Wasser aus den örtlichen Brunnen und Quellen zentral aufbereitet und (teil-)enthärtet wird. Beteiligt sind neben der NOW deren Verbandsmitglieder Allmersbach im Tal, Aspach, Backnang, Burgstetten, Leutenbach und Oppenweiler.

Damit das Rohwasser aus den bis zu zehn Kilometer entfernten Wasserfassungen zum neuen Wasserwerk gefördert, und das dort gewonnene Trinkwasser wieder verteilt werden kann, wurde 2018 mit dem notwendigen Leitungsbau für das Gemeinschaftsprojekt begonnen. Bis voraussichtlich Ende 2024 werden 51 km an Roh- und Reinwasserleitungen auf einer 30 km langen Trasse verlegt.

Mit der Inbetriebnahme des neuen Wasserwerks, der Modernisierung von Brunnen und Quellen sowie dem Verlegen neuer Wasserleitungen werden leistungsfähigere Wasserversorgungsstrukturen für 70.000 Menschen im nördlichen Rems Murr-Kreis geschaffen.

Für die Bevölkerung ergeben sich durch die langfristig ausgelegte Kooperation der sechs Kommunen und ihrem überregionalen Fernwasserversorger NOW folgende Vorteile:
 
  • Einheitlich hohe Wasserqualität und eine geringere Wasserhärte von 13-14 °dH (Härtebereich mittel)
  • Optimale Nutzung der lokalen Brunnen und Quellen
  • Höhere Versorgungssicherheit
  • Wesentlich geringere Investitions- und Betriebskosten im Vergleich zu einer dezentralen Aufbereitung
Logo der NOW
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