Wasserwerk Bronn

Größtes NOW-Wasserwerk mit Modelcharakter
Das Wasserwerk Bronn bei Weikersheim ist das größte Wasserwerk der NOW. Die positiven Betriebserfahrungen mit der 2008 in Betrieb genommenen Anlage waren wegweisend für den Bau weiterer neuer Wasserwerke im gesamten Verbandsgebiet.
CARIX-Anlage zur Reduzierung der Wasserhärte
CARIX-Anlage zur Reduzierung der Wasserhärte
Mitte der 2000er Jahre standen viele Städte und Gemeinden im nördlichen Verbandsgebiet vor der Frage, ob sie ihre eigenen Brunnen und Quellen stilllegen und stattdessen mehr Fernwasser von der NOW beziehen sollten. Strengere Vorgaben der Trinkwasserverordnung hätte für jede Kommune teure Investitionen in den örtlichen Wasseraufbereitungsbetrieb bedeutet. Auch der Wunsch der Bürgerinnen und Bürger nach einheitlich weicherem Trinkwasser konnte mit den vielen kleineren Aufbereitungsanlagen nicht erfüllt werden. Der Vorschlag der NOW, gemeinsam ein zentrales leistungsfähiges Wasserwerk bei Weikersheim-Bronn (Main-Tauber-Kreis) zu errichten, stieß daher auf große Zustimmung bei den umliegenden Kommunen.

Weiterer Vorteil eines gemeinsamen Wasserwerks: Durch die Vernetzung der einzelne Wasservorkommen über das Wasserwerk Bronn können die lokalen Wasserressourcen effizienter genutzt werden. Nicht benötigtes Wasser einer Kommune kann nun über das Wasserwerk ins NOW-Netz eingespeist werden, was die Versorgungssicherheit in der gesamten Region erhöht.

Im Wasserwerk Bronn bereitet die NOW das Trinkwasser aus insgesamt 45 Brunnen und Quellen zentral auf. Die Wasserfassungen befinden sich im südlichen Main-Tauber-Kreis (Creglingen, Igersheim, Rengershausen, Weikersheim), im nördlichen Landkreis Schwäbisch Hall (Niederstetten, Schrozberg) und im Kochertal im Hohenlohekreis (Dörzbach, Krautheim, Mulfingen).
Broschüre Wasserwerk Bronn (2009) - PDF zum Download
Broschüre Wasserwerk Bronn (2009) - PDF zum Download
Das Rohwasser der Brunnen und Quellen weist mit ca. 27 °dH eine hohe Wasserhärte auf. Im Wasserwerk Bronn wurde daher eine moderne Enthärtungsanlage installiert. Aus technischen und wirtschaftlichen Aspekten entschied man sich zur Auswahl des CARIX-Verfahrens zur Wasserenthärtung, welches ein größeres Gebäude erfordert, dafür aber umweltfreundlicher und wirtschaftlicher als andere Varianten ist. In der Reinwasserkammer des Wasserwerks werden zusätzlich ca. 30 % Fernwasser der Bodensee-Wasserversorgung zugemischt, um die Wasserhärte nochmals zu reduzieren und den Bedarf der Verbandsmitglieder in der Versorgungszone des Wasserwerks abzudecken. Die Härte des ins Netz eingespeisten Trinkwassers liegt bei 13-14 °dH.

Natürliche Trübstoffe, Mikroplastik und Krankheitserregern werden mittels einer vollautomatisierten Ultrafiltrationsanlage entfernt. In der Anlage befinden sich Membranen, deren Poren sämtliche Teilchen größer als 0,01 μm (= 0,00001 mm) zurückhalten. Die Poren der Membranen sind somit 7.000-mal feiner als ein menschliches Haar. Um zu vermeiden, dass im Fall einer schadhaften Ultrafiltrationsmembran Mikroorganismen ins Reinwasser gelangen können, ist als zusätzliche Sicherheitsstufe eine UV-Desinfektionsanlage im Wasserwerk installiert. Auf die Dosierung von Chlor kann deshalb verzichtet werden.

 Auf einen Blick:

 
Inbetriebnahme: Juni 2008
Brunnen und Quellen: 45
Aufbereitungsmenge: ca. 110 l/s Rohwasser
Trinkwasserproduktion: ca. 97,5 l/s (= ca. 8,4 Mio. Liter je Tag)
Aufbereitungsschritte: 4 (inkl. Enthärtung)
Reduzierung der Wasserhärte: von ca. 26 °dH auf 13-14 °dH
Die im Wasserwerk Bronn eingesetzte Technik erwies sich als äußerst zuverlässig. Die technische Konzeption des Wasserwerks war später Vorbild für die neuen NOW-Wasserwerke in Niedernhall, Bad Mergentheim und Burgstetten.

Bereits in der Planungsphase wurde auf einen energiesparenden Betrieb des Wasserwerks großen Wert gelegt. Zum Beispiel nutzt eine Wärmepumpe die Wärme aus dem Schaltraum zur Klimatisierung des Gebäudes. Eine Photovoltaikanlage auf den Wasserkammern sowie eine Turbine in der Eluat-Leitung erbringen jährlich eine Energiemenge von ca. 175.000 kWh und leistet einen wichtigen Beitrag zur regenerativen Energiegewinnung und allgemeinen CO2-Einsparung.

Wie alle von der NOW neu errichteten Wasserwerke verfügt das Wasserwerk Murrtal über einen sehr hohen IT-Standard und Automatisierungsgrad, welcher einen personallosen/vollautomatisierten Betrieb ermöglicht. Von der NOW-Leitstelle in Crailsheim aus kann das Wasserwerk rund um die Uhr überwacht und ferngesteuert sowie dessen Betriebsdaten ausgewertet werden.

Wasseraufbereitung

Im Wasserwerk Bronn wird das Rohwasser nach modernsten technischen und ökologischen Maßgaben in mehreren Schritten aufbereitet:
Ultrafiltrationsanlage
Ultrafiltrationsanlage
SCHRITT 1:

Trübstoffentfernung


Das unbehandelte Wasser wird aus den beiden Rohwasserkammern in die Ultrafiltrationsanlage geleitet. Bei der Ultrafiltration werden ungelöste Teilchen (Partikel) und Krankheitserreger (Bakterien und Viren) durch eine poröse Membran wie bei einem Sieb zu 100 Prozent herausgefiltert. Die Membran hält alle Stoffe größer als 0,01 µm (= 0,00001 mm) zurück.
CARIX-Anlage zur Reduzierung der Wasserhärte
CARIX-Anlage zur Reduzierung der Wasserhärte
SCHRITT 2:

Reduzierung der Wasserhärte


Im Wasserwerk wurde zur (Teil-)Entfernung der Härtebildner Calcium und Magnesium aus dem Rohwasser sowie zur Reduzierung von Nitrat und Sulfat eine Ionenaustauschanlage installiert. Die Wasserhärte wird von durchschnittlich ca. 26 °dH (Härtebereich hart) auf 13-14 °dH (Härtebereich mittel) reduziert.
Riesler-Behälter
Riesler-Behälter
SCHRITT 3:

Entsäuerung


Im nachgeschalteten Riesler wird das Trinkwasser anschließend belüftet. Dadurch wird die überschüssige Kohlensäure, die sich während der Enthärtung im Wasser ansammelt, entfernt (mechanische Entsäuerung).
UV-Desinfektionsanlage
UV-Desinfektionsanlage
SCHRITT 4:

UV-Desinfektion


Um zu vermeiden, dass im Fall einer schadhaften Ultrafiltrationsmembran Mikroorganismen ins Reinwasser gelangen können, ist als zusätzliche Sicherheitsstufe eine UV-Desinfektionsanlage installiert. Auf die Dosierung von Chlor im Normalbetrieb kann deshalb verzichtet werden.
Messgröße / ParameterEinheitlfd. Nr.Grenzwert TrinkwVAnalysewert
Mikrobiologische Parameter, Anlage 1 - Teil 1
Escherichia coli Anz./100 mL100
EnterokokkenAnz./100 mL200
Chemische Parameter, Anlage 2 - Teil 1
Acrylamid mg/L10,0001n.e.
Benzolmg/L20,001< 0,00010
Bormg/L310,02
Bromatmg/L40,01< 0,003
Chrommg/L50,05< 0,00050
Cyanidmg/L60,05< 0,0050
1,2-Dichlorethanmg/L70,003< 0,0005
Fluoridmg/L81,50,13
Nitratmg/L95024,2
Pflanzenschutzmittel und Biozidprodukte
je Einzelsubstanz mg/L100,0001< 0,00003
Summe Einzelsubstanzenmg/L110,0005n.n.
Quecksilbermg/L120,001< 0,0001
Selenmg/L130,01< 0,0005
Tetrachlorethen + Trichlorethenmg/L140,01< 0,0002
Uranmg/L150,010,00032
Chemische Parameter, Anlage 2 - Teil 2
Antimonmg/L10,005< 0,0005
Arsenmg/L20,01< 0,001
Benzo-(a)-pyrenmg/L30,00001< 0,000002
Bleimg/L40,01< 0,001
Cadmiummg/L50,003< 0,0003
Epichlorhydrin mg/L60,0001n.e.
Kupfermg/L72< 0,005
Nickelmg/L80,02< 0,002
Nitritmg/L90,5< 0,050
Polycycl. arom. Kohlenwasserstoffe mg/L100,0001< 0,000002
Trihalogenmethane mg/L110,050,0023
Vinylchlorid mg/L120,0005< 0,0001
Indikatorparameter, Anlage 3/3A - Teil 1
Aluminiummg/L10,2< 0,02
Ammoniummg/L20,5< 0,01
Chloridmg/L325013,9
Clostridium perfringens (einschl. Sporen)Anz./100 mL400
Coliforme BakterienAnz./100 mL500
Eisenmg/L60,2< 0,005
Färbung (SAK 436 nm)1/m70,5< 0,02
GeruchTON83 bei 23°C1
Geschmack-9-neutral
Koloniezahl bei 22 °CAnzahl/mL1020/mL0
Koloniezahl bei 36 °CAnzahl/mL11100/mL0
Elektrische Leitfähigkeit (25 °C)µS/cm122790516
Manganmg/L130,05< 0,005
Natriummg/L142008,5
Organisch geb. Kohlenstoff (TOC)mg/L15-< 0,5
Oxidierbarkeitmg/L O2165,0
Sulfatmg/L1725039,3
TrübungFNU181< 0,05
pH-Wert-196,5 u. 9,57,40
Calcitlösekapazitätmg/L2050,0
TritiumBq/L2100n.d.
GesamtrichtdosismSv/Jahr30,1n.d.
Weitere Parameter (Wasch- und Reinigungsmittelgesetz)
Säurekapazität bis pH 4,3mol/m33,82
Carbonathärte°dH10,7
Calciummg/L74,5
Magnesiummg/L14,7
Kaliummg/L1,9
Summe Erdalkalienmol/m32,46
Gesamthärte°dH13,8
Härtebereich-mittel (2)

Good Practice Energieeffizienz

Logo Good Practice Enegieeffizienz
Logo Good Practice Enegieeffizienz
Unter dem Titel "Energieeffiziente Wasserversorgung im südlichen Main-Tauber-Kreis" wurde die Rohwasserkonzeption der NOW im September 2012 mit dem Label Good Practice Energieeffizienz der Deutschen Energie-Agentur (dena) in der Kategorie "Objektbezogene Projekte" ausgezeichnet. Diese Auszeichnung vergibt die dena für Aktivitäten und Projekte, die zur Steigerung der Energieeffizienz und zur Reduzierung des Endenergieverbrauchs beitragen.

Die energetische Analyse der Rohwasserkonzeption hat ergeben, dass jährlich fast 800.000 kWh eingespart werden. Bei einer Steigerung der Bereitstellungsmenge von 3,4 Mio. m³/a auf 3,6 Mio. m³/a wurde die für die Bereitstellung aufgewendete Gesamtenergie von ca. 5,5 Mio. kWh/a auf 4,7 Mio. kWh/a reduziert. Mit dem ausgezeichneten Energieeffizienzprojekt trägt die NOW zur Ressourcenschonung und zum Klimaschutz bei.

Windkraftanlage

Windkraftanlage beim Wasserwerk Bronn
Windkraftanlage beim Wasserwerk Bronn
Windkraftanlage beim Wasserwerk Bronn
Im Dezember 2015 wurde die Windkraftanlage auf dem Gelände des Wasserwerks Bronn in Betrieb genommen, Mit einer Nabenhöhe von 73 Meter und einer Flügellänge von ca. 26 Metern wird die Anlage jährlich rund 1.400 Megawattstunden an zusätzlicher Energie produzieren, die vor allem im Wasserwerk Bronn eingesetzt wird.

Der Einsatz der Windkraftanlage bei einem Wasserwerk ist ideal, da Grundstück, Zufahrt, kurze Anschlusskabel zum Wasserwerk sowie die erforderliche Infrastruktur bereits vorhanden sind. Da die Wasserkammern des Wasserwerks sowie die höhergelegenen, großvolumigen NOW-Wasserbehälter außerdem über ausreichend Pufferkapazitäten verfügen, können in windreichen Zeiten die Hochbehälter befüllt und in windschwachen Zeiten abgewirtschaftet werden. Insofern stellt die Kombination der Windenergienutzung mit der Wasserversorgung ein interessantes Novum bei der Speicherung von überschüssiger Windenergie dar.
Logo der NOW
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